Lesen: Das Tor zur Welt

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Richtig. Wir lesen ständig – oft bewusst, noch häufiger unbewusst. Die Rückseite der Shampooflasche unter der Dusche, die Tageszeitung in der Straßenbahn, das Reklameschild an der Autobahn, Kommentare unter den Social-Media-Postings und, und, und. Als Vertreter der schreibenden Zunft ist man darauf angewiesen, dass diejenigen, denen das Geschriebene gilt, es auch sinnerfassend lesen können. Dabei spielt es keine Rolle, ob on- oder offline. Und dennoch ist Lesen in den letzten Jahren beinahe in Verruf geraten. Social Media & Co ist es zu verdanken, dass dem geschriebenen Wort und somit auch dem Lesen fast die Daseinsberechtigung genommen wurde.

Das Bild, am besten das bewegte, ist der Held der Stunde. Das Wort fristet ein kümmerliches Dasein als Bildbeschreibung. Text muss kurz sein, damit er gelesen wird. KURZ. Doch entscheidet eher der Inhalt, ob etwas gelesen wird oder nicht. Ach hoppla, ist dir aufgefallen, was du gerade tust? Richtig. Du liest. Und so schlimm, wie manche Expertinnen und Experten uns glauben lassen wollen, ist Lesen ja auch gar nicht. Lesen ist effektives Gehirnjogging, unterhaltsames Freizeitvergnügen, berufliche und alltägliche Notwendigkeit.

Lesen ist Bildung und es ist das Tor zur Welt. 22 % der 1.024 befragten Österreicherinnen und Österreicher ab 15 Jahren gaben bei einer Umfrage des Statista Research Departments (2020) an, im Jahr 2018 NIE ein Buch gelesen zu haben. Weitere 22 % gaben an, sehr selten ihre Nase in ein Buch zu stecken. Männer lesen seltener als Frauen. Unter den befragten Männern haben 29 % im Jahr 2018 kein Buch aufgeschlagen. Schade eigentlich, denn Nicht-Leser/innen lassen sich einiges entgehen. Ohne Lesen wäre unsere Welt viel grauer.

 

Lesen: Platz für Fantasie

Das Internet hat das Lesen verändert. Viele sind lesefaul geworden, vielleicht auch deshalb, weil man uns ständig sagt, dass wir ja gar nicht mehr lesen sollen, sondern uns doch viel lieber Videos und Bilder ansehen. Dabei schafft ein Buch wie kein anderes Medium, uns in die Fantasie mitzunehmen – in die der Autorin oder des Autors, aber auch in unsere eigene. Ein Buch führt uns in spannende, romantische, gruselige, schräge, historische, futuristische oder märchenhafte Welten, es lässt uns Alltag und Sorgen für eine kurze Zeit vergessen und es erweitert unseren Horizont, weil wir lernen.

Ein Buch kann mehr als ein Film es je könnte. Ja, das ist eine mutige Aussage, aber manchmal ist Provokation notwendig. Denn jetzt kommts: Hast du schon einmal ein Buch gelesen und die anschließende Verfilmung hat dich bodenlos enttäuscht? Tja, das hat damit zu tun, dass Lesen viel Raum für die eigene Vorstellungskraft lässt. Charaktere, Szenerien, Landschaften und Situationen interpretiert jede/r Leser/in individuell, auch wenn die Autorin oder der Autor Selbiges noch so ausführlich beschreibt. Das ist die Kunst des Schreibens und Schreiben ist schließlich ohne Lesen ziemlich sinnbefreit. Und übrigens: Bei aller Liebe zum Buch liegt es dem Schreiber fern, Filme schlecht machen zu wollen. Es geht darum, bewusst zu machen, wie wichtig Lesen ist und wie schön es ist.

 

Buch vs. E-Book-Reader

Militante Papierbuchverfechter gegen neumoderne E-Book-Fetischisten: Natürlich, die Haptik eines gedruckten Buchs, das Papier zwischen den Fingern beim Umblättern, der Geruch der Blätter, da kann ein E-Book-Reader nicht mit. Aber ständig zehn Tonnen Papier herumzuschleppen, weil ich mich nicht entscheiden kann, welches Buch ich lesen möchte, erinnert mich dann doch zu sehr an meine Zeit an der Universität, als ich die mit Fachliteratur vollgestopfte Tasche quer über den Campus schleppte. Da hat die moderne Technik das Leben schon wesentlich erleichtert – im wahrsten Sinn des Wortes. Und nebenbei gesagt, ist es doch völlig nebensächlich, woraus man liest. Hauptsache, man tut es überhaupt. Man stelle sich einmal vor, man könnte es nicht.

 

Fehlende Lesekompetenzen in Österreich

Fast eine Million Österreicherinnen und Österreicher zwischen 16 und 65 Jahren können nur unzureichend lesen. Die Daten basieren auf einer OECD-Studie aus dem Jahr 2013. Das ist zwar schon einige Zeit her, neuere Daten liegen aber aktuell nicht vor, die Datenlage dazu ist überraschend dünn. Die Zahl soll in diesem Zusammenhang aber eigentlich auch nur verdeutlichen, dass es wahnsinnig vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern an wesentlichen Lesekompetenzen fehlt – und das in Österreich, mitten in Europa. Kaum zu glauben. Die „Zentrale Beratungsstelle für Basisbildung und Alphabetisierung“ bietet über das ALFATELEFON kostenfreie telefonische Auskunft und Beratung zu Kursangeboten rund um das Thema Basisbildung in Österreich. Darunter finden sich auch die Kurse des BFI OÖ.

 

BFI OÖ Basisbildung: Mehr Chancen

Das Ziel der BFI OÖ-Basisbildung ist leicht erklärt: Den Alltag besser meistern können! Viele Menschen, denen Basiskompetenzen im Bereich Lesen und Schreiben fehlen, schämen sich oft. Sie entwickeln Strategien, um sich durch alltägliche Situationen zu schummeln und versuchen ihre Defizite zu verschleiern. Das ist eine enorme psychische Belastung für die Betroffenen. Mit der Vermittlung von Basiskompetenzen können diese Menschen mehr Lebensqualität gewinnen und selbstbestimmter am Leben teilnehmen. Mehr Informationen zur BFI OÖ-Basisbildung gibts hier.

 

Tipp: 18. März: Österreichischer Vorlesetag

Am 18. März ist Österreichischer Vorlesetag. Das Ziel der Initiative ist es, mehr Bewusstsein dafür zu schaffen, wie wichtig es ist, gut lesen zu können. Jeder kann mitmachen, eine „Vorlesung“ anmelden und jemandem etwas vorlesen, egal wo und wem. Wer ein Statement setzen will und eine Lanze fürs Lesen möchte: Hier gehts zu den Infos zum Österreichischen Vorlesetag am 18. März.

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