TROTZ CORONA EIN ERFOLGREICHES JAHR

Christoph Jungwirth

Das BFI Oberösterreich darf trotz Pandemie eine positive Bilanz über das Corona-Jahr 2020 ziehen. Hauptverantwortlich dafür ist die Tatsache, dass das Unternehmen schon vor längerer Zeit in jenen Segmenten auf E-Learning umgestellt hat, in denen es möglich und sinnvoll ist. Geschäftsführer Christoph Jungwirth macht sich unterdessen Gedanken, wie es generell mit der Erwachsenenbildung unter den veränderten Rahmenbedingungen weitergehen soll.

Bedingt durch die Pandemie kam es im BFI Oberösterreich zu einem deutlichen Rückgang der Teilnehmeranzahl, nämlich um 25 Prozent. Im Umsatz betrachtet, bedeutete dies ein Minus von 9 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch war dies weniger als 25 Prozent des Gesamtumsatzes, auch auf Grund einer hohen Anzahl an lang andauernden Ausbildungen. Glücklicherweise musste die Substanz des BFI nicht angegriffen werden. Gezielte Sparmaßnahmen und Kurzarbeit konnten dem entgegensteuern.

Ein absoluter Höhepunkt im abgelaufenen Jahr, in dem das BFI Oberösterreich seinen 60. Geburtstag feierte, war die Eröffnung des neuen Standortes in der Raimundstraße in Linz. Dort ging Mitte September das modernste Haus für Erwachsenenbildung in Oberösterreich in Betrieb. Den Architekten aus Steyr ist es gelungen, einen Ort zu schaffen, an dem Lernen Freude macht. Herzstück ist das Kompetenzzentrum „Gesundheit und Soziales“, das einzigartige Simulationsmöglichkeiten für die Ausbildung in den Gesundheitsberufen bietet.

Natürlich fand an den Standorten des BFI Oberösterreich im vergangenen Jahr nur wenig Präsenzunterricht statt. Das Online-Lehren und -Lernen hat jedoch einwandfrei funktioniert. Für das Distance-Learning wurden die notwendige Infrastruktur und die geeigneten Software Tools zur Verfügung gestellt. Die im Einsatz befindlichen Plattformen wie Microsoft-365-Teams oder Moodle sorgen für effizientes Arbeiten und ersparen den Kunden Zeit und Kosten, da die Anfahrtswege zum Kursort wegfallen. Die Rückmeldungen der Teilnehmer waren zum überwältigenden Teil positiv. „Wichtig ist, dass die Trainer des BFI sowie die Teilnehmer gut angeleitet werden“, sagt Jungwirth. Eine ganz wesentliche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die sogenannten „Digitalen Mentoren“, die am BFI zum Einsatz kommen. Ihre Aufgabe besteht darin, beim durch die Digitalisierung hervorgerufenen Veränderungsprozess sowohl Mitarbeitern als auch Trainern zur Seite zu stehen und sie in jeder Hinsicht zu unterstützen. Diese geben dann ihr Wissen an die Kursteilnehmer weiter.

„Die Politik muss das Arbeitsmarktservice in die Lage versetzen, bei Qualifizierungsoffensiven längerfristig planen zu können.“ (Christoph Jungwirth)

Jungwirth ist überzeugt davon, dass das BFI gestärkt aus der Krise gehen wird, zum einen, weil sich das Unternehmen ungemein innovativ im Bereich E-Learning zeigt und den Fokus darauf legt, weiterhin alle Bildungsinteressierten zu erreichen und zu begleiten – egal ob vor Ort in einem Kursraum oder virtuell. Was den BFI-Geschäftsführer aber generell bewegt ist die Frage, ob es der Politik in Zukunft gelingen wird, den Arbeitsmarkt nachhaltig zu fördern. „Zeitlich befristete Offensiven verhindern ein kontinuierliches, an langfristigen Trends orientiertes und für den Einzelnen planbares Angebot“, bemängelt er. „Es braucht ein klares Bekenntnis dazu, dass berufliche Weiterbildung Zeit und Ressourcen benötigt.“ Die Gesellschaft müsse realistische Möglichkeiten bieten, damit für alle an Bildung Interessierten nicht nur die Schulungen, sondern auch der Lebensunterhalt während dieser Zeit finanziert wird. Die Instrumente wie Bildungskarenz, Fachkräftestipendium oder öffentlich finanzierte Kurse seien da, sie müssten nur klug kombiniert und längerfristig gesichert werden. „Die Politik muss das Arbeitsmarktservice in die Lage versetzen, bei Qualifizierungsoffensiven längerfristig planen zu können. Dazu braucht es einen klaren politischen Willen, einen deutlichen Auftrag und Budgets, die nicht kurzfristig und konjunkturabhängig skaliert werden. Das wäre eine moderne, präventive Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik, die den Standort Österreich zukunftsfit hält und das gepriesene lebenslange Lernen vom Schlagwort zur gelebten Praxis macht.“