Damit man’s hat, wenn man’s braucht: Performance Support

 

Tools und Tricks, damit lernen und arbeiten verschmelzen und aus Wissen Kompetenz werden kann

Ist dir das auch schon aufgefallen? Egal wo du hinkommst, egal in welchem Bereich du arbeitest oder künftig arbeiten möchtest – alles wird schnelllebiger – was heute noch gilt, kann morgen schon veraltet sein.

Insbesondere die Digitalisierung führt zu rasanten und tiefgreifenden Veränderungen in der Arbeitswelt. Innovationszyklen werden kürzer, Geschäftsmodelle ändern sich. Auch die Bedeutung von reinem Faktenwissen nimmt ab. Als Arbeitnehmer muss man immer häufiger sehr flexibel und situationsbedingt agieren um gute Ergebnisse zu liefern. Weiterentwicklung wird zur Pflicht, um mit dem Wandel mithalten zu können.

 

Doch wie sieht eine solche Weiterentwicklung in der digitalen Arbeitswelt aus, um nachhaltig zu sein?

Mitarbeiter müssen in jeder Situation über das aktuell benötigte Wissen verfügen. Hohe Arbeitsleistung mit einem Minimum an Unterstützung durch ihre Kollegen zu erbringen ist hier oftmals das Ziel. Performance Support unterstützt dabei, indem Informationen und Hilfestellungen im Moment des Bedarfs zur Verfügung gestellt werden – kontextbezogen, unkompliziert und schnell. Arbeiten und Lernen verschmelzen somit – und Lernen findet im Workflow statt, indem Informationen, Anleitungen, Arbeitshilfen, Trainings und Muster genau dann zur Verfügung stehen, wenn sie zur Problemlösung benötigt werden. Man spricht hier auch vom „Moment of Need“.

 

Und jetzt mal ganz ehrlich. Wieviel von dem, was du am Wochenende in der Zeitung gelesen hast, weißt du jetzt noch? Aller Wahrscheinlichkeit nach nur einen Bruchteil.

Dr. Hermann Ebbinghaus beschrieb dieses Phänomen mit der sogenannten Vergessenskurve. Man vergisst demnach neu Gelerntes schon nach einem Tag zu rund Zweidrittel. Wer in einer Schulung sitzt und dem Dozenten lediglich zuhört, hat eine Stunde später mehr als die Hälfte wieder vergessen. Am zweiten Seminartag ist nur noch ein Drittel präsent, und wer einen Monat wartet, bevor er das Gelernte anwendet, kann das Seminar wiederholen. Berieseln lassen bringt´s also nicht….

 

Und genau das macht es oft so schwer. Wir lernen in Schulungen kompaktes Wissen. Doch oftmals liegen Lernen und Anwendung dann zu weit auseinander, um aus Wissen Kompetenzen entstehen zu lassen. Denn Kompetenzen sind ja nichts anderes als die sichere Anwendung des erworbenen Wissens in unterschiedlichsten Situationen – auch Jahre nach der Schulung.

 

70 Prozent des Wissens erwirbt man am Arbeitsplatz, 20 über soziales Lernen und nur 10 Prozent über formelle Weiterbildung. Um Mitarbeitern die ungeheure Menge an neuem Wissen und Anforderungen zielgerichtet zugänglich zu machen, setzen viele Unternehmen nicht mehr ausschließlich auf formelles Lernen und Coaching. Vielmehr ergänzen sie diese Lernformen mit modernem Performance Support und „Learning on Demand“. Performance Support ist dabei aber keine bestimmte Lernform. Es geht vielmehr darum Hilfestellungen nahtlos in den Arbeitsprozess zu integrieren. Analog durch Notizzettel oder Checklisten – noch effizienter jedoch durch digitale Lösungen.

 

Performance Support ist in vielen zielgruppengerechten Variationen einsetzbar: als Schritt-für-Schritt Anleitung, als Erklärvideo oder selbst als Quiz. Im Variationsreichtum der zahlreichen digitalen Lernformate, die heute verfügbar sind, liegt ein besonderer Reiz. Wobei viele kleine, in sich isoliert wirkende Module ein schlüssiges Gesamtkonzept ergeben können.

 

Wie Unternehmen Performance Support einsetzen

Kieback & Peter setzt bei der täglichen Wartung und Fehlerbehebung Remote on site Service Systeme mit Smart glasses ein:

 

Auch SAP nutzt diese digitalen Unterstützungsinstumente sehr intensiv:

SAP Webassistant in SAP S/4HANA oder SuccessFactors: Integrierte Guided-Tours & Tutorials für Enduser & Administratoren

SAP Co-Pilot: allgemeiner Digitaler Enterprise Assistent der SAP, ähnlich wie Siri – mit diesem Chatbot können u.a. SAP Systeme per Sprache gesteuert werden.

SAP Enable Now - das SAP Wissensmanagement Werkzeug mit dem neben E-Learning auch Performance Support Assistenten erstellt werden können, bzw. SAP Webassistenten erweitert. Prozessführung (Schritt-für-Schritt Anleitung direkt in einer Anwendung), Kontexthinweise (Prozessunabhängige Hinweise um z.B. auf neue oder geänderte Funktionen hinzuweisen) oder Referenzmaterialien (Bereitstellung von Schulungs- und sonstigen Materialien direkt im Kontext des Arbeitsprozesses) sind damit u.a. möglich.

 

Mithilfe von Technologie kann also eine eine nahtlosere Integration in den Arbeitsprozess stattfindet. Sei es durch Augmented Reality, Aufgabenbezogene Chatbots oder Robotik. Das Ziel sollte sein, ein ganzheitliches Lernszenario zu kreieren, das einerseits analoges und digitales Lernen integriert und andererseits den gesamten Lernprozess unterstützt – von der Aneignung neuen Wissens, über die Reflexion und Wissenserweiterung bis hin zur konkreten Anwendung in der Berufspraxis. So kann das überaus menschliche „Vergessen“ ausgetrickst werden, da es direkt in die Anwendung kommt. Hierfür bietet sich auch Blended Learning an, da es ein Nebeneinander von analogen und digitalen Formaten ermöglicht. Darüber hinaus kann es Selbstlernphasen mit Präsenzphasen, Transferimpulsen, Reflexions- und Wiederholungssequenzen sowie Learning on demand – also im konkreten Moment of Need am Arbeitsplatz – kombinieren.

 

Das ist dir alles schon viel zu wissenschaftlich und vor allem zu viel SAP? Damit arbeitest du ja gar nicht?

Aber ich bin sicher du verwendest Performance Support schon längst in Deinem Alltag. Glaubst du nicht?

Wenn du ein iphone hast, dann hast du dich sicher schon mal mit Siri unterhalten, oder? Ein digitaler Assistent, der dir Wissen genau dann zur Verfügung stellt, wenn du es gerade benötigst. Wenn du ihm sagst „Ich habe Hunger“ erhältst du Infos über sämtliche Restaurants in der Umgebung, Informationen zu Goethe für Dein Deutschreferat – Siri findet den entsprechenden Wikipedia Artikel und liest dir sogar daraus vor.

Und Alexa ist ja ohnehin in aller Munde….oder?

 

Und wenn Du Lust hast ein neues Gericht zu kochen, warst du sicher schon mal auf youtube unterwegs. Wie wär´s mit Lasagne…. Da kann man mitkochen, manche Szenen nochmal ansehen etc.

Oder der Fahrradschlauch ist kaputt? Fahrradschlauchflicken heutzutage kein Problem mit youtube Anleitung…

Solche Erklärvideos gibt es schon zu fast jedem Thema.

Und wer es noch interaktiver mag verwendet Apps, wie zB. PlantNet um Pflanzen zu bestimmen.

Ganz futuristisch wird es durch erste Unternehmen die nun auch schon im Ohr Übersetzer anbieten, wodurch Sprachbarrieren endgültig abgebaut werden sollen.

 

Durch Performance Support wird lernen zum Teil leichter, digitaler und situationsbezogener. Alle Basis bleibt dennoch eine fundierte formelle Ausbildung und die Zusammenarbeit mit Kollegen. Doch die kleinen digitalen Helferlein unterstützen dabei das Gelernte rasch in der Praxis sicher anzuwenden und im eigenen Tempo zu wiederholen, auszuprobieren und umzusetzen, auch dann wenn Lehrer, Professoren oder Trainer gerade ausserhalb des Seminars nicht verfügbar sind.  By the way: nur auf die digitalen Assistenten würd´ ich mich aber nicht verlassen... erinnert Euch an die ersten Auto-Navis – da ist so mancher durch die falsche Wegbeschreibung im Flussbett gelandet.

 

Fazit: digital helfen lassen, aber Entscheidungen dann immer noch selbst mit gesundem Menschenverstand fällen und auf eigenes Wissen und Können und jenes von Kollegen, Lehrern oder Trainern vertrauen :)

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