Gewusst wie: Flykondo im Kopf - wie Ordnung im Gehirn entsteht

 

Bleiben darf, was glücklich macht

 

Wenn Marie Kondo ihren Kleiderschrank durchgeht, wird gnadenlos aussortiert. Denn nur jene Kleidungsstücke, die glücklich machen, dürfen bleiben. Der Rest kommt weg. Was nicht glücklich macht, wird nicht gebraucht. Und was nicht gebraucht wird, hat keinen Platz. Unser Gehirn arbeitet nach einem ähnlichen Prinzip: Das was wichtig ist darf bleiben, der Rest kommt weg. Alles was keinen Wert hat, wird aussortiert. Eigentlich logisch. Aber was ist wichtig? Und wie wird's entschieden?

 

Wie kommt Wissen rein und was darf bleiben?

Damit wir Informationen überhaupt bewusst wahrnehmen und diese mehr oder weniger lang speichern, müssen als allererstes zwei Filter passiert werden: Das Ultrakurzzeitgedächtnis und das Kurzzeitgedächtnis. Erst wenn diese beiden Hürden genommen sind, kommt die Information überhaupt im Langzeitgedächtnis an. Im Video von Simpleclub wird super aufgearbeitet und veranschaulicht, wie das funktioniert:

 

Die wohl wichtigsten Faktoren fürs dauerhafte Merken: Emotion und Wiederholung

 

Die Emotion

Das Gehirn merkt merkt sich generell diejenigen Dinge besonders gut, die mit einem Gefühl verbunden sind. Egal ob positiv oder negativ. Welches Gefühl das ist und in welchem Zusammenhang die Emotion zum Wissen steht, ist dem Gehirn grundsätzlich egal. Schließlich sind es oft gerade diejenigen Situationen, in denen man schlechte Erfahrungen gemacht hat, die man sich am Besten merkt. Die heiße Herdplatte ist ein Klassiker, der sich mithilfe einer negativen Emotion sofort deutlich im Gehirn - im wahrsten Sinne des Wortes - einbrennt.

 

Beim aktiven Lernen von neuen Inhalten geht es vorrangig darum, mit positiven Gefühlen zu arbeiten. Und da gibt es viele Schrauben, an denen man drehen kann. Grundsätzlich ganz ganz wichtig ist die Neugier auf das Wissen selbst. Wir alle kennen das: Wenn dich das, was du lernst schlicht und einfach interessiert, lernt es sich wie von selbst. Das Problem dabei ist manchmal, dass das Interesse an dem was zu lernen ist eher enden wollend ist. In solchen Fällen ist es ungleich schwerer, sich positiv zu motivieren. Helfen kann, vor dem Lernen darüber nachzudenken, warum man das was man lernen soll brauchen wird und bei welchen anderen Zusammenhängen es einem helfen wird.

 

Neben der grundsätzlichen Neugier auf den Inhalt spielen aber auch die Emotionen in der Lernsituation eine große Rolle: Dafür spielen sowohl deine momentanen persönlichen Verfassung (müde/ausgeschlafen, hungrig/satt, gestresst/entspannt, ...), dein individueller Lernplatz, das generelle Lernsetting (mag ich den/die Trainer/in, die Kollegen/innen, etc.) und eventuell noch weitere Faktoren eine Rolle. Während das allgemeine Lernsetting oft nur bis zu einem gewissen Grad von dir beeinflusst werden kann, ist gerade bei den persönlichen Faktoren einiges möglich. 

 

Die Wiederholung

Das Gehirn merkt sich das, was für uns wichtig ist. Wichtig ist nicht nur das, was Emotion bei uns hervorruft sondern auch das, was wir oft brauchen. Umgelegt auf Marie Kondo wären das die Kleidungsstücke, die wir oft und gerne anhaben. Macht Sinn, die zu behalten. Wie wichtig die Wiederholung von Inhalten für den Verbleib der Information im Langzeitgedächtnis ist, zeigt die Vergessenkurve von Eppinghaus bzw. die Erkenntnisse daraus:

 

Die Vergessenskurve zeigt, dass einmal gelernte und gekonnte Inhalte schon 20 Minuten nach dem Lernen nur noch zu 60% abgerufen werden können. Nach einer Stunde sind nur noch 45%, nach einem Tag nur noch 34% der Informationen im Gedächtnis. Sechs Tage nach dem Lernen sind's bloß noch 23%. Dauerhaft werden - ohne Wiederholung - nur 15% des Erlernten gespeichert. Durch gezielte Wiederholung jedoch, kann die Kurve wesentlich abgemildert werden siehe folgende Abbildung:

 

 

Sie zeigt, dass das Einführen zweier Wiederholungsphasen dazu führt, dass langfristig beinahe 90% des Gelernten im Gehirn verankert bleibt. Man sieht ganz klar, dass die erste Wiederholung, diejenige ist, die am Wichtigsten ist. Mithilfe dieser Wiederholung, die am Besten innerhalb der ersten 24 Stunden stattfindet, wird die gesamte Vergessenskurve wesentlich abgeflacht. 

 

Was wird vergessen?

Im Umkehrschluss steht Information, die dir egal ist und die niemals wiederholt/gebraucht wird, auf der Kippe. Wenn dazu kommt, dass die Information im Hirn für sich alleine stehen müsste - also nicht an ein vorhandenes neuronales Netz an Zusammenhängen andocken kann - ist sie so gut wie sicher dem Untergang geweiht. Und das ist gut so. Wer nämlich in seinem Kleiderschrank immer nur hortet und anhäuft, hat irgendwann Probleme, seine Lieblingsteile schnell und einfach wieder zu finden. Übertragen auf das Gehirn heißt das: Vergessen hilft uns dabei, im Kopf aufzuräumen und dort die nötige Ordnung zu schaffen. Dann können wir uns auf die Dinge zu fokussieren, die wichtig sind. 

 

Wie immer im Leben gilt aber auch hier: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Und so gibt es weltweit auch ein paar Menschen, die nicht vergessen können. Jill Price zum Beispiel. Sie kann sich tatsächlich an jeden Tag ihres Lebens erinnern. Und an diesen Tagen vor allem an die Ereignisse, die für sie persönlich wichtig waren - die also mit Emotion belegt sind. Welche Rolle diese Fähigkeit in ihrem Leben spielt und was es bedeutet, nichts vergessen zu können, schildert sie z.B. in diesem sehr interessanten Interview.

Kommentare

Beide Grafiken stammem von dieser Seite: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEDAECHTNIS/Vergessen-Ebbinghaus.shtml

Ich ersuche Sie dringend, die Quelle der von Ihnen genutzten Grafiken umgehend anzugeben, denn diese sind urheberrechtlich geschützt! Im Übrigen sollten Sie den Namen des Entdeckers der Vergessenskurve richtig schreiben!

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