Ich sehe was, was du nicht siehst - das Johari-Fenster

 

Selbst- und Fremdwahrnehmung sind 2 Paar Schuhe

Egal bei welcher Gelegenheit - sowohl beruflich als auch privat ist's auf jeden Fall gut zu wissen, welchen Eindruck man bei anderen hinterlässt. Da gibt's den der glaubt, er sei der perfekte Redenschwinger, der in Wirklichkeit als fade Quasselstrippe vom Publikum wahrgenommen wird. Der von seiner Rationalität überzeugte ITler, dem man am Liebsten einen Kurs in Sachen Hausverstand vermitteln möchte. Oder die schüchterne Projektmanagerin aus der zweiten Reihe, von der alle wissen, dass sie sich unterm Wert verkauft.

 

Klar ist, dass manchmal Welten dazwischen liegen: Zwischen dem, wie man sich fühlt bzw. wie man zu sein glaubt (Selbstwahrnehmung) und dem, was andere wahrnehmen (Fremdwahrnehmung).

 

Wie kommt das?

Grundsätzlich ist es so, dass unsere Wahrnehmung subjektiv ist. D.h., dass wir niemals die Welt einfach so wahrnehmen, wie sie ist. Wir nehmen alle immer nur einige selektive Aspekte wahr, die unser Gehirn sofort interpretiert. Das ist ein wichtiger Filter, den die Natur eingerichtet hat. Der Filter sorgt dafür, dass wir nicht ständig überreizt sind, wir nicht stundenlang nachdenken müssen sondern vieles gleich kategorisieren und im Gehirn "ablegen" können. Also recht praktisch von der Natur angedacht, manchmal aber auch hinderlich.

 

Daraus folgt nämlich, dass verschiedene Menschen dieselben Geschehnisse verschieden wahrnehmen. Manchmal sind die Unterschiede in der Wahrnehmung nur Nuancen. Manchmal fragt man sich aber auch, ob man überhaupt gerade dasselbe gesehen hat. Ebenso ergeht es uns, wenn wir andere Menschen sehen und erleben. Weil wir alle subjektiv und selektiv wahrnehmen und mit unseren individuellen Gehirnen unsere Eindrücke verarbeiten, haben wir alle von ein und derselben Person einen anderen Eindruck als die anderen. Und die Person selbst hat von sich wiederum einen anderen Eindruck.

 

Das Johari-Fenster machts deutlich

Sehr verwirrend. Wie kommen wir zu einem gemeinsamen Eindruck einer Person? Das Johari-Fenster kann helfen zu verstehen und aufzudecken:

 

Feedback mit dem Johari-Fenster

Wenn du darüber Bescheid weißt, kannst du bewusst deinen blinden Fleck verkleinern. Im ersten Schritt, indem du Freunde/Bekannte/Arbeitskollegen um Feedback zu deiner Person bittest. Du vergrößerst dadurch den öffentlichen Bereich und kannst besser einschätzen, wie du auf andere wirkst. Wenn du das online probieren möchtest, findest du auf kevan.org ein einfaches Tool, mit dem du Feedback gezielt einholen kannst.

 

Eine weitere Möglichkeit, den öffentlichen Bereich zu vergrößern ist, deinen Freunden/Bekannten/Arbeitskollegen aus deinem geheimen Bereich zu erzählen. Oft steckt hinter scheinbarer Arroganz z.B. Unsicherheit, hinter besonders lautem Auftreten eigentlich Schüchternheit usw. Wenn du mehr darüber verrätst, wie du dich fühlst, erfährst du auch mehr Verständnis von deinen Mitmenschen.

 

Das Johari-Fenster lässt aber nicht nur für Einzelpersonen, sondern auch für Gruppen anwenden. Dann ist nicht der blinde Fleck der Quadrant, an dem gearbeitet wird, sondern der öffentliche Bereich. Dann geht es darum, dass die einzelnen Gruppenmitglieder so viel wie möglich voneinander wissen und sich gegenseitig gut einschätzen können. So kann in vielen Fällen die Zusammenarbeit optimiert werden.

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