Warum das Fachkräftestipendium in der Pflege längst überfällig war

 

Seit 01.01.2019 ist es endlich wieder zurück

Das Fachkräftestipendium im Pflegebereich - genauer gesagt für die Ausbildung Fachsozialbetreuer/in Altenarbeit (FSB AA)! Seit 01.01.2019 ist der Lehrgang wieder auf der Liste der Ausbildungen, in denen Fachkräftemangel herrscht. Das bedeutet, dass alle, die sich für diesen Beruf mit Arbeitsplatzgarantie entscheiden, die Möglichkeit haben, sich finanzielle Unterstützung für die Dauer der Ausbildung zu holen.

 

Was bedeutet das konkret?

Das Fachkräftestipendium zu erhalten bedeutet, in der Ausbildungszeit finanzielle Unterstützung zu bekommen. Das wiederum bedeutet, dass die Personen in Ausbildung nicht nebenher jobben müssen, sondern sich aufs Lernen konzentrieren können. Und das ist wichtig. Immerhin handelt es sich – in den meisten Varianten - um eine ganztägige Ausbildung. Sich "nebenbei" noch darum kümmern zu müssen, dass genug Geld am Konto ist, ist also aus Zeitmangel nicht so einfach. Die meisten Bewerber/innen für diese Ausbildung sind so genannte Umsteiger aus anderen Berufen. Und damit Personen, die bereits hohe Fixkosten im Leben haben, weil sie Wohnung/Haus, Familie etc. zu erhalten haben.

 

Ganz konkret bedeutet das Fachkräftestipendium zu beziehen, dass Personen, die sich für diese Ausbildung bewerben, eine monatliche Unterstützung in Höhe des ihnen zustehenden Arbeitslosengelds bzw. der zustehenden Notstandshilfe bekommen. Außerdem ist man in der Zeit kranken-, unfall- und pensionsversichert (für alle Interessierten gibt's auf der Website des AMS die wichtigsten Erstinfos). Diese Absicherung macht es für viele Personen in Österreich erst möglich, über diese Ausbildung nachzudenken und sich dafür zu entscheiden. 

 

Wieso ist das wichtig?

Der Fachkräftemangel ist in aller Munde. Ganz oft im Zusammenhang mit technischen Berufen, wo es mittel- bis langfristig um Faktoren wie Wettbewerbsfähigkeit, die Möglichkeit des Erhalts von Standorten etc. geht. Ganz wichtige Dinge also. Der Fachkräftemangel ist aber auch im Gesundheitsbereich ein großes Thema, das uns alle in mehr oder weniger naher Zukunft selbst und/oder als nahen Angehörigen betrifft. Und es ist ein Thema, das vielfach bereits in der Realität angekommen ist.

 

Fachkräftemangel der bereits im Gesundheitswesen angekommen ist bedeutet zum Beispiel im stationären Bereich (also bei den Altersheimen), dass jetzt schon Personal fehlt. Dadurch können einzelne Betten/Zimmer oder sogar ganze Stockwerke schon jetzt nicht mehr betrieben werden. Gleichzeitig gibt es Wartelisten von Personen, die einen Betreuungsplatz in einem Altersheim suchen.

 

Auch in der mobilen Pflege (damit ist der Berufszweig gemeint, der Personen, die zuhause gepflegt werden, betreut) verschärft sich die Situation. Zur ohnehin vorhandenen Personalknappheit kommt eine neue Regelung, die vorgibt, dass Pflegestufe 4 Voraussetzung für die Anmeldung ins (öffentliche) Seniorenheim ist. Das bedeutet, dass viel mehr Personen als früher zuhause betreut werden (müssen) – was wiederum den Personalbedarf in der mobilen Pflege weiter erhöht.

 

Wenn die Personalnot weiter steigt, werden die Angehörigen mehr Betreuungsleistung erbringen müssen. Ob das ohne weiteres möglich ist, kann sich jeder und jede selbst ausrechnen.

 

Was muss geschehen?

Das Fachkräftestipendium ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es ermöglicht Personen, die sich trotz aller Widrigkeiten (und von denen gibt es derzeit noch genug) für diese Tätigkeit entscheiden, die Ausbildung zu absolvieren.

 

Es muss aber zusätzlich noch Einiges passieren: Vor allem müssen Fachsozialbetreuer/innen in der Altenarbeit für das was sie tun wertgeschätzt und auch entsprechend entlohnt werden. Die Rahmenbedingungen müssen dringend verbessert werden, damit der Beruf an sich attraktiver wird.

 

Im Bereich der Ausbildung bedeutet das, dass die Rahmenbedingungen der Praktikant/innen – also der zukünftigen Fachsozialbetreuer/innen – optimiert werden: Wir sind für professionelle Organisation und Koordination in jeder Praktikumseinrichtung, den Einsatz von Praktikumsanleiter/innen (ähnlich Lehrlingsausbildner/innen) sowie gute Begleitung und wertschätzenden Umgang mit Praktikant/innen.

 

Wir arbeiten außerdem daran, die Ausbildung für Quereinsteiger/innen weiter zu flexibilisieren:

  • Neben den standardmäßig bisher angebotenen ganztägigen sowie berufsbegleitenden Formen der Ausbildung gibt’s ganz neu ein Teilzeitmodell. Dabei geht der/die zukünftige Fachsozialbetreuer/in Altenarbeit neben der Ausbildung einer Teilzeitbeschäftigung beim zukünftigen Dienstgeber nach. Das bedeutet nicht nur wesentlich mehr Praxisbezug beim Lernen, sondern auch weniger Existenzsorgen.
  • Ab April 2019 haben wir außerdem für Interessierte eine Intensivausbildung im Programm. Im Zeitraffer kann die Ausbildung in 19 statt bisher 24 Monaten absolviert werden.
  • Jede unserer Ausbildungen zum/r Fachsozialbetreuer/in ist modular aufgebaut. Das bedeutet, dass zwar die Qualifikation zum/r Fachsozialbetreuer/in Altenarbeit erst mit der positiven Absolvierung aller Prüfungen steht. Davor und quasi nebenher sind allerdings auch die Ausbildungen zum/r Heimhelfer/in und zum/r Pflegeassistenten/in integriert. Wer sich entschließt, nach der Qualifikation zum/r Heimhelfer/in abzubrechen und in die Arbeitswelt einzusteigen kann das tun. Und er kann dann unter Anrechnung der erworbenen Qualifikation ohne Bruch wieder in die Gesamtausbildung einsteigen.
  • Last but not least geben wir Unentschlossenen die Möglichkeit, herauszufinden, ob der Ausbildungsweg zum/r Fachsozialbetreuer/in Altenarbeit der Richtige ist. Und zwar indem sie in diesen Tätigkeitsbereich ganz unverbindlich reinschnuppern dürfen.

 

Wir sind außerdem Netzwerkpartner verschiedener Initiativen rund um den Pflegebereich. Auf unterschiedlichen Ebenen versuchen wir das Thema „Pflege“ positiv voranzutreiben und bestmöglich mitzugestalten.

 

Wenn du Ideen oder Ansätze hast, die du gerne mit uns besprechen möchtest oder aber du auf der Suche nach Netzwerkpartnern und/oder Ideenaustausch bist bzw. du uns deine Erfahrungen mitteilen möchtest - bitte nimm dir Zeit und schreib uns in den Kommentaren - wir freuen uns, mit dir in Kontakt zu kommen!

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